Lotmessung auf der Kochertalbrücke

(Bitte auch den Hintergrund zu dieser Lotmessung hier lesen)

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Am Montag 22.9.2003 haben Prof. Böttinger von der Fachhochschule Stuttgart mit 2 Mitarbeitern und Rolf Keppler die Kochertalbrücke hinsichtlich der Innenweltbildfrage  bei schönstem Sonnenschein vermessen. Auf der Kochertalbrücke wurden 4 Versatzstücke unter dem Brückengeländer hindurch auf den Fußgängerweg geschoben und fest gedübelt. Am Ende der Versatzstücke befanden sich drehbare Reflektoren (Triplespiegel), die in die Messrichtung gedreht werden konnten. Zu diesen Reflektoren sendet das Messgerät (Tachymeter) ein Signal. Dieses Signal wird am Triplespiegel reflektiert und zu dem Messgerät zurückgesandt. Das Messgerät misst und speichert den Höhenwinkel, den Winkel in der Horizontalen und die Entfernung bis fast auf den Millimeter genau.

Die eigentlichen Lote wurden nicht direkt gemessen.  Die Messgeräte wurden nicht exakt lotrecht unter den Versatzstücken platziert. Die 3 Versatzstücke wurden von 3 Messplätzen im Tal anvisiert. 2 Messplätze befanden sich an den beiden Enden der Brücke. Insgesamt wurden die 3 Versatzstücke von 5 Messplätzen anvisiert. Von allen 5 Messplätzen aus, werden die Höhenwinkel, die Horizontalwinkel und die Entfernungen zu den 3 Reflektoren auf der Brücke gemessen.

Das vierte Versatzstück wurde von Rolf Keppler 2 Stunden lang anvisiert und es wurde die Entfernung alle Minute gemessen. Hierbei ergab sich, dass sich das Versatzstück auf eine Strecke von 1045 m um 7 mm wegbewegt hat. Um wie viel sich die Brücke ausgedehnt hat, kann letzten Endes durch diese einzelne Messung nicht beurteilt werden, da hierfür ja zwei Messpunkte auf der Brücke notwendig wären.

Die Messergebnisse wurden in der Fachhochschule in einen Computer eingegeben. Das Ergebnis zeigt, ob die Lote im Tal näher beisammen oder weiter auseinander im Vergleich zu der Entfernung auf der Brücke sind.

Folgende dargestellte Messung spricht vorerst dafür, dass wir auf einer Vollkugelerde leben.

Beginn 9.30 Uhr

4 Versatzstücke:
An einem Versatzstück ist ein Triplespiegel sichtbar.

(3. Messplatz im Tal Richtung Nürnberg ist ohne Foto. (9))

4. Messplatz in Talmitte siehe Foto rechts (451)

5. Messplatz im Tal Richtung Heilbronn
(601)
1. Messplatz am Brückenende Richtung Heilbronn
(909)
Herr Herfurth dreht das Versatzstück, an dessen Ende sich der Reflektor außerhalb der Brücke befindet, Richtung Messplatz

 

Messungen vom 22.09.2003 zur Feststellung
der Lotrichtungen an der Kochertalbrücke
Bericht von Prof. Böttinger, Fachhochschule Stuttgart

Aufgabenstellung und Übersicht:

Die nachstehend beschriebenen Messungen wurden auf Anregung von Rolf Keppler durchgeführt, um die Richtungen von Divergenz und Konvergenz der Lotrichtungen messtechnisch nachzuweisen. Beteiligt an diesen Messungen waren Rolf Keppler, Lothar Herfurth, Gerhard Oesterle und der Berichterstatter Wolf-Ulrich Böttinger.

Eine Übersicht zur Kochertalbrücke und zur getroffenen Messanordnung gibt die folgende unmaßstäbliche Skizze, alle angegebenen Maße zur Brücke sind ca. Maße.

Am Boden sieht man das Ende des in den Fußgängerweg gedübelten Versatzstücks. Rechts oben sieht man den Sicherheitszaun.

 

Messanordnung und -ausrüstung:

Am nördlichen Fahrbahnrand der Brücke wurden vier Versatzstücke angebracht, welche als Aufnahmeträger der Zielpunkte 309, 459, 609 und 709 benutzt wurden. Jedes Versatzstück bestand aus einem Winkel, welcher auf der Brückenoberfläche angeschraubt wurde, und an welchem ein 80 cm langes drehbares Rohr mit einem neig- und schwenkbaren Standardprisma für die optische Anzielung und die Entfernungsmessung angebracht war.

 Schema und Foto zu den 4 Versatzstücken.

Diese Punkte dienten als Zielpunkte für die folgenden Messungen, die Prismen wurden je nach notwendiger Sicht entsprechend ausgerichtet. Die Punkte 9 und 909 waren an den beiden Widerlagern der Brücke so gewählt, dass eine gute Sichtverbindung gegenseitig und zu allen Brückenpunkten bestand. Aus topographischen Gründen und infolge des Bewuchses waren keine Sichten zu den Talpunkten 301, 451 und 601 möglich. Auch zwischen diesen Punkten waren nur eingeschränkte gegenseitige Sichten möglich.

Messplatz Nr. 5, von wo aus auch Rolf Keppler die Brückenbewegung in einer Entfernung von 1045 m gemessen hat. (9)

Während die Herren Keppler und Martin sich in einem Vorversuch, welcher einem ähnlichen Zweck dienen sollte, bemühten, ihre eigenen Brückenpunkte herabzuloten und möglichst präzise auf Talpunkte zu übertragen, vermieden wir das sehr aufwendige und instrumentell höchst kritische Loten. Statt dessen legten wir die Talpunkte so fest, dass wir von jedem Standpunkt aus alle Brückenpunkte gut polar einmessen konnten, wobei selbstverständlich mit einem Zenitokular gearbeitet wurde. Die Talpunkte lagen etwa 14 m bis 31 m quer zur Brückenrichtung von den Brückenpunkten ab.

Zur Messung verwendeten wir ein Leica Tachymeter TCA 2003 mit einer Genauigkeitsangabe von 0.15 mgon für Richtungen und Zenitwinkel, sowie besser als 1 mm in der Strecke. Neben anderen Besonderheiten verfügte dieses Instrument über die Möglichkeit der automatischen Zieleinstellung ATR zu Prismen, und in der Software war auch die Satzweise Richtungs- und Zenitwinkelmessung enthalten.

 

Durchführung der Messungen:

Wir besetzten nacheinander die Standpunkte 909, 9, 301, 451 und 601 und maßen die Polardaten zu den jeweils sichtbaren Zielpunkten an der Brücke und im Tal. Hierbei wurde grundsätzlich die Satzweise Richtungsmessung in 2 oder 3 Vollsätzen verwendet, abhängig von der Genauigkeit des erzielten Ergebnisses. Wann immer möglich wurde die ATR Funktion benutzt, welche sich gerade in Verbindung mit der Satzweisen Richtungsmessung als eine ideale Art und Weise zur raschen, präzisen und unpersönlichen Durchführung der Messungen herausstellte. Da dabei auch die Streckenmessung erfolgte, waren alle benötigten Messelemente rasch und zügig ermittelt. Es musste allerdings dafür Sorge getragen werden, dass die ATR Funktionalität bei Punkten, welche einigermaßen in einer Linie lagen, rechtzeitig abgeschaltet wurde, um Anzielfehler und Fehlmessungen zu mehr als einem Prisma zu vermeiden.

Infolge der auf der Brücke zurückzulegenden Wegstrecken gestalteten sich die Messungen auf 909 und 9 zeitlich ziemlich aufwendig. Dafür konnten die Talpunkte 301, 451 und 601 direkt angefahren werden und waren somit leicht erreichbar und schneller messbar. Parallel zu unserer Talmessung führte Herr Keppler mit einem Trimbleinstrument eine kontinuierliche Überprüfungsmessung von 9 nach 701 durch, um eine mögliche Bewegung des Brückenoberbaus zu erfassen. Diese Maßnahme war, wie sich später zeigte, infolge der intensiven Sonneneinstrahlung und der daraus resultierenden Wärme für die Beurteilung des Verhaltens der Brücke enorm wichtig. Aus diesem Grund maßen auch wir von 9 aus zum Abschluss alle Brückenpunkte nochmals ein.

 

Auswertung der Messungen:

Die Punkte bildeten im Prinzip ein vertikales Netz, für welches die gemessenen Polardaten vorlagen. Aus Gründen der eingeschränkten Sichtbarkeiten wurden die Standpunkte 9 und 909 nicht in die Netzausgleichung eingeführt, statt dessen wurden aus den dort gemachten originalen Messungen Beobachtungen zwischen den Brückenpunkten 309, 459 und 609 abgeleitet. Der Punkt 709 wurde ebenfalls nicht in das Netz mit einbezogen, da er keinen Talpunkt hatte und lediglich für die Kontrolle der Lageveränderung der Brücke benutzt worden war.

 

Die von Herrn Keppler infolge Temperatureinfluss festgestellte Veränderung des Punktes 709 über die gesamte Messzeit zeigte sich gleichermaßen auch in unseren Messungen zu den Brückenpunkten. Während die Strecke zwischen den Widerlagerpunkten 9 und 909 im Rahmen der Messgenauigkeit unverändert blieb, wiesen die Strecken zwischen den Brückenpunkten folgende eindeutige Tendenz auf:

Messung

von – nach

Hor. Strecke zu Messbeginn

Hor. Strecke am Messende

Änderung

309 – 459

224.995

224.999

+ 4 mm

459 – 609

230.926

230.930

+ 4 mm

Der Schwerpunkt der Brücke liegt in der Nähe von Punkt 459, die Brücke hat sich gleichmäßig in Längsrichtung nach beiden Seiten ausgedehnt, was bei einer nicht einseitig eingespannten Brücke auch zu erwarten ist. Die Ausdehnung betrug 4 mm auf 250 m Länge, die weiteren eigenen Messungen und die von Herrn Keppler bestätigten dies sehr deutlich.

Diese Tatsache hatte jedoch für die Netzberechnung Konsequenzen. Es mussten also Messungen in einem nicht zu weiten Zeitfenster verwendet werden, um nicht zu sehr dem Störeinfluss der immer länger werdenden Brücke zu unterliegen. Während die Messungen auf den 3 Talpunkten zeitlich einigermaßen rasch nacheinander erfolgt waren, konnte für die direkte Messung der Brückenpunkte von Punkt 9 aus nur die allerletzte Messserie herangezogen werden.

Die Berechnung der verbliebenen 6 Netzpunkte erfolgte nach den üblichen und bewährten geodätischen Grundsätzen über eine vermittelnde Ausgleichung. Als Beobachtungen wurden Horizontalrichtungen, Schrägstrecken, Horizontalstrecken, Zenitwinkel und Höhenunterschiede eingeführt, welche entsprechend ihrer a priori Genauigkeit gewichtet wurden. Die Ausgleichung wurde frei von äußeren Zwängen als freies Netz dreidimensional berechnet. Die Ergebniskoordinaten der Neupunkte wiesen eine Lagegenauigkeit von 2 mm und eine Höhengenauigkeit von 1 mm auf.

 

Darstellung der Ergebnisse:

Um die gewünschte Gegenüberstellung einer Strecke im Niveau der Brücke mit der im Niveau des Tales vornehmen zu können, muss bei der angewendeten Methode noch etwas gerechnet werden, da, anders als bei der Messung der Herren Keppler und Martin, bewusst keine optische Lotung vorgenommen wurde. Der messtechnisch relativ hohe Aufwand und die Zahl der verwendeten Punkte entspricht aber dem geodätischen Grundsatz, dass immer eine ausreichende Überbestimmung verwendet werden sollte, um einerseits sich gegen Mess- und andere Fehler abzusichern, andererseits, um eine Genauigkeitssteigerung zu erreichen.

Nach dieser Regel wurde auch hier vorgegangen, um genügend Sicherheit und Zuverlässigkeit in das Verfahren zu legen. Die Ausgleichung der Messungen dient deshalb zunächst nicht der gesuchten Gegenüberstellung der Strecken, sondern dazu, dass alle Messdaten ein verlässliches und auch leicht überprüfbares räumliches Netzwerk bilden.

Die verwendete Netzausgleichung bezieht alle Punkte lagemäßig (Y,X) auf ein genähert im Meereshorizont (NN) liegendes Ellipsoid als Approximationsfläche des tatsächlichen Erdkörpers, die Höhen (Z) beziehen sich auf die Äquipotentialfläche des Meereshorizontes. Diese sicherlich sehr akademisch klingende Beschreibung ist jedoch bei der geringen Ausdehnung des Messgebietes ohne jede Einschränkung gedanklich übertragbar auf ein rechtwinkliges, ebenes, dreidimensionales Koordinatensystem in der oben genannten Lage, bei welchem sich also keine willkürlichen Hypothesen hinsichtlich Krümmungen oder Lotrichtungen auswirken.

Der von mir folglich benutzte Weg zur Erzeugung und Darstellung der gesuchten Streckenlängen und der resultierenden Unterschiede ist also folgender:

  • Die Punkte 309, 459, 609, 301, 451 und 601 sind über die Ausgleichung mit ihren Koordinaten Y und X im Bezugshorizont (» NN) berechnet.
     

  • Die aus diesen Koordinaten berechneten Strecken stellen dann die Strecken im Bezugshorizont dar.
     

  • Falls die Erde genähert eine Kugel oder ein Rotationsellipsoid ist, so werden diese berechneten Strecken mit zunehmendem Abstand vom Bezugshorizont und weg vom Mittelpunkt größer.
     

  • Dies muss sich durch die vor Ort gemessenen Strecken bestätigen.
     

  • Im vorliegenden Fall der Kochertalbrücke sind nur die Strecken zwischen den Brückenpunkten 309, 459 und 609 direkt gemessen.
     

  • Da im Tal keine herabgeloteten Punkte vorhanden sind, müssen diese zunächst als fiktive Talpunkte berechnet werden.
     

  • Hierzu werden wiederum nur die gemessenen Strecken und Richtungen in einer ebenen Berechnung verwendet. Mit anderen Worten, es werden Ersatzbeobachtungen ausschließlich aus Messwerten abgeleitet.
     

  • Diese Ersatzbeobachtungen werden, wie bereits vorstehend genannt, mit den aus der Netzausgleichung stammenden und auf die Tal- bzw. Brückenhöhe umgerechneten Strecken verglichen.
     

  • Die von den Herren Keppler und Martin angewandte direkte Methode des Lotens und die von uns durchgeführte Messung und Berechnung fiktiver Lotpunkte ist wertgleich. Der instrumentelle Aufwand des exakten Lotens ist beträchtlich, eine Kontrolle ist dabei nicht enthalten. Der von uns verfolgte Weg kontrolliert sich in sich und bildet das optische Loten mathematisch nach.
     

  • Die Bewegung des Brückenoberbaus durch Temperatureinfluss wirkt sich auf die Lotung mehrerer Punkte sehr störend aus.
     

  • Gegenüberstellung der Strecken:

    Strecke

    von – nach

    Strecke in NN berechnet

    H = 0 m

    Strecke im Tal

    berechnet | gemessen

    H = 275 m

    Strecke auf der Brücke

    berechnet | gemessen

    H = 428 m

    309 – 459

    224.983

    224.993

    224.990

    224.998

    224.999

    459 – 609

    230.913

    230.923

    230.921

    230.929

    230.930

    309 - 609

    455.896

    455.916

    455.911

    455.927

    455.929

    Der Vergleich der berechneten und gemessenen bzw. aus Messungen abgeleiteten Strecken zeigt eine tendenzmäßige bis gute Übereinstimmung. Vor allem die Strecken im Brückenniveau stimmen recht gut überein, was einerseits für die Qualität der Messungen spricht, andererseits aber auch von der besseren zeitlichen Übereinstimmung der Messungen unten und oben herrührt. Bei den vom Tal aus vorgenommenen Messungen sind jeweils die Horizontalrichtungen zu den zugehörigen genäherten Lotpunkten am Brückenrand deutlich ungenauer, was sich dann auch in den abgeleiteten Strecken im Talniveau zeigt. Hier ist die Übereinstimmung nicht so gut wie im oberen Niveau, jedoch passen die Strecken auch hier zumindest in der Tendenz immer noch einigermaßen ordentlich.

    Ein weiterer störender Effekt ist die Ausdehnung des Brückenkörpers mit der Zeit. Er überlagert alle Messungen und nimmt mit 8 mm, bezogen auf die Länge von 450 m, bereits fast die Größe (11 mm) an, welche als Unterschied zwischen unten und oben bei konventioneller Betrachtung der Erdfigur auftritt. Diese Störgröße haben wir dank der Anregungen und der zusätzlichen Messungen von Herrn Keppler und eigenen Messungen ziemlich gut reduziert, ohne sie allerdings vollständig zu eliminieren. Ich habe hier auch bewusst nicht versucht, diese Störgröße durch weitere hypothetische Annahmen heraus zu rechnen, es hätte sonst leicht nach bewusster Manipulation ausgesehen.

    Fazit dieser Messungen:

    Die von uns verwendete Messanordnung ohne Verwendung strenger Lotpunkte hat sich durchaus bewährt, wenn auch größere seitliche Abstände zur Brücke die Richtungsgenauigkeit der extrem steilen Visuren vergrößert hätten.

    Messplatz Nr. 5 in Gegenrichtung (9)

    Der TCA 2003 mit ATR und Satzweiser Richtungsmessung bewies sich als hervorragendes und leicht zu bedienendes Messwerkzeug, die Steilsichten mit dem Zenitokular waren ohne Schwierigkeiten messbar. Die erreichten Genauigkeiten in Richtungen, Strecken und Zenitwinkeln sind beispielhaft.

    Die Ergebnisse aus der Netzausgleichung, die Umrechnung der Strecken in die beiden Höhenniveaus und der Vergleich mit den direkt gemessenen und abgeleiteten Strecken zeigte ordentliche bis sehr gute Übereinstimmung.

    Gruppenbild der Messmannschaft:
    Rolf Keppler, Herr Oesterle, Herr Herfurth und Prof. Böttinger (9)

    Ende der Messreihe16 Uhr

    Die Überlagerung der Messungen durch die Brückenausdehnung konnte weitgehend berücksichtigt werden. Hier sollte bei einer weiteren Messung unbedingt darauf geachtet werden, dass diese nur bei bedecktem Himmel und ohne Sonneneinfluss stattfindet.

    Diese Messungen zeigen zweifelsfrei die Konvergenz der Lotrichtungen zum Erdmittelpunkt in der konventionellen Betrachtungsweise.

    Die ländlich eingebettete Kochertalbrücke

    Herr Keppler danke ich sehr herzlich für die Anregung zu dieser Messaufgabe, Lothar Herfurth und Gerhard Oesterle für die wertvolle Hilfe und Assistenz.
     

    Kommentar von Rolf Keppler: Der Versuchsaufbau von Herrn Prof. Böttinger beruht meines Erachten eventuell auf einer falschen Grundlage. Er bezieht eventuell die beim Vollkugelweltbild notwendige Methode der "Refraktion" ein. Mit dieser "Refraktions"methode versuchen die Geodäten den Fehler, der sich bei Messungen über 250 m Entfernung in ihrem Vollkugelweltbild ergibt zu korrigieren. Dieser Fehler müsste nicht berücksichtig und korrigiert werden, wenn man das Innenweltbild zu Grunde liegt. Soweit meine persönliche Ansicht. Die Sache ist also noch nicht gegessen. Daher werde ich versuchen, durch meinen unten beschriebenen Versuch, der Angelegenheit weiter auf den Grund zu gehen.

     

     

    Lotversuche Tamarackmine

    In seinem um 1938 erschienen Buch mit 290 Seiten beschreibt Johannes Lang auch einen Versuch in der Tamarackmine.

    In dieser haben im Jahre 1901 Ingenieure zwei ca. 1295 m tiefe Lote abgesenkt.

    Die Ingenieure stellten fest, dass in der Tiefe die beiden Lote im Vergleich zur Erdoberfläche weiter  voneinander entfernt waren.
    Die beiden Schächte waren in der Tiefe durch einen ca. 975 m langen waagerechten Schacht miteinander verbunden.

    Dies ist der Hintergrund zu der Lotmessung bei der Kochertalbrücke. (Bitte auch den Hintergrund zu dieser Lotmessung hier lesen)

     

    Optische Lotmessung an der Kochertalbrücke

    Am 4.5.2003 habe ich in einem Vermessungsbüro erfahren, dass es seit ca. 10 Jahren Theodoliten gibt, mit denen man auf ca. 2 mm genau die Entfernung auf mehreren hundert Metern mit Licht messen kann. Derartige Theodoliten besitzen ein eingebautes optisches Lot.

    Durch Drehen des Theodoliten um 180° kann man anscheinend ganz sicher einen Geräte bedingten Messfehler beim Loten ausgleichen, was mir vom Vermessungsbüro erklärt wurde.

    Mit einem solchen Theodoliten könnte man den Lotversuch, der 1901 in der Tamarackmine durchgeführt wurde, an der Kochertalbrücke durchführen. Die Brücke steht in Braunsbach-Geislingen, einem kleinen Ort bei Schwäbisch Hall (Baden-Württemberg). Ein Museum für die Kochertalbrücke ist vorhanden, bitte vorher anrufen!! Das Museum für Brückenbautechnik und Urlurchfunde in Geislingen a. K. ist nur auf Anfrage geöffnet, Telefon (07906) 1480 oder 512. Die Fahrbahn liegt 185 Meter über dem Kochertal, übertroffen wird dies momentan nur noch von der Europabrücke bei Innsbruck (190 Meter).

    Aus diesen Bildern habe ich die untenstehenden Daten der Brücke per Überschlag entnommen.

    Folgende Rechnung zeigt, dass die Dimensionen der Kochertalbrücke geeignet sind, um das Innenweltbild oder die Vollkugelwelt zu beweisen:

    Entfernung l = 690 m  und  die Höhe h = 103 m

    d = 0,5*l*h/6371000 m = 0,5*690m*103 m/6371000 m = 0,0055 m = 5,5 mm

    4*d = 4*5,5 mm = 22 mm


    Entfernung l = 456 m  und  die Höhe h = 144 m

    d = 0,5*l*h/6371000 m = 0,5*456 m*144 m/6371000 m = 0,00515 m = 5,15 mm

    Die Differenz zur Vertikalen beträgt 2*d:

    2*d = 10,3 mm

    Die Differenz zwischen Vollkugelweltbild und Innenweltbild beträgt 4*d:

    4*d = 20,6 mm

    Bei einer Messgenauigkeit von 2 mm müsste eine zu erwartende Messdifferenz zwischen 20,6 mm und 22 mm im Vergleich zur Messgenauigkeit ausreichend sein.

    Wer bei einer Messung an der Kochertalbrücke dabei sein will,
    und informiert werden will, lasse es mich bitte wissen.

    Am Mittwoch 16.7.2003 führten Rolf Keppler, Wilhelm Martin und Helmut Diehl an der Kochertalbrücke Vorversuche durch. Das Ergebnis war, dass die Brücke auf ca. 600 m ein Gefälle von rund einem Meter hatte. Die Maschenweite des Sicherheitszaunes betrug 4,1 cm.

    Auf der Nordseite der Brücke fanden wir auf beiden Talseiten in ca. 600 m Entfernung auf gleicher Höhe je eine Freifläche (Wiese), die zueinander freie Sicht gewähren. Diese freie Sicht ist für eine optische  Distanzmessung notwendig.
    Es muss nun eine Vorrichtung konstruiert werden, die den Versatz beim Brückengeländer richtig berücksichtig.


    Blick Richtung Heilbronn

     

    Am 23.10.2003 haben Herr Wilhelm Martin und Rolf Keppler einen Lotversuch an der Kochertalbrücke durchgeführt.
    In einer Entfernung von 579 m wurden auf der Kochertalbrücke 2 Versatzstücke mit Spiegel wie bei dem obigen Versuch am 22.9.2003 befestigt. Direkt unter den beiden Brückenspiegeln wurden zwei optische Lote aufgestellt und von diesem beiden Talpunkten die beiden Brückenspiegel anvisiert. Laut Beschreibung soll dieses optische Lot PLZ 100 auf eine Entfernung von 100 m eine Genauigkeit von +/- 1 mm haben. Leider stand an diesem Versuchstag nur das Elta 3 als Entfernungsmessgerät zur Verfügung, das bei Wiederholungsmessungen bis zu 4 mm streut. Daher wurden 20 Messungen durchgeführt und der Durchschnittswert berechnet.
    Bei der Messung im Tal in Gegenrichtung funktionierte das Elta 3 unerklärlicherweise nicht. Ich könnte mir vorstellen, dass eine Hochspannungsleitung in 20 m Entfernung die Elektronik im Elta 3 durcheinanderbrachte. Bei der anschließenden Entfernungsmessung von der Brückentreppe aus funktionierte das Elta 3 wieder.

    Die Einzelmessdaten stehen in der folgenden gelben Tabelle. Eine Durchschnittsmessung ergab eine Differenz von 0 mm. Die zweite Durchschnittsmessung, bei der das Stativ noch einmal ein wenig versetzt war, ergab ein Differenz von 2 mm zugunsten des Innenweltbildes. Das heißt, dass die Talstrecke 2 mm größer als die Strecke auf der Brücke war.
    In Anbetracht der Messungenauigkeit des Elta 3 ist diese Messung am 23.10.2003 nicht als aussagekräftig zu bewerten.
    Eine weitere Messung im Sommer oder Herbst 2004 wird mit einem besseren Entfernungsmessgerät nochmals durchgeführt werden. Bei dieser Messung  wird dann auch in Gegenrichtung gemessen.

    (Leider hat sich bis zum jetzigen Zeitpunkt im Jahre 2007 keine weitere Messung ergeben.)

    Messung im Tal
    (Angaben in m)
    1. Messreihe zum ersten Spiegel auf der Brücke 1. Messreihe zum zweiten Spiegel auf der Brücke 2. Messreihe zum ersten Spiegel auf der Brücke 2. Messreihe zum zweiten Spiegel auf der Brücke
    579,447 295,407 874,852 295,746 875,192
    579,447 295,409 874,854 295,747 875,189
    579,445 295,408 874,854 295,747 875,191
    579,445 295,408 874,854 295,746 875,190
    579,446 295,408 874,851 295,746 875,188
    579,447 295,409 874,852 295,743 875,192
    579,446 295,407 874,852 295,746 875,191
    579,445 295,409 874,855 295,748 875,192
    579,446 295,410 874,856 295,746 875,192
    579,445 295,406 874,854 295,746 875,190
    579,445 295,408 874,856 295,747 875,191
    579,446 295,408 874,854 295,746 875,189
    579,446 295,409 874,851 295,745 875,190
    579,446 295,403 874,855 295,747 875,188
    579,445 295,408 874,855 295,748 875,188
    579,444 295,409 874,854 295,749 875,191
    579,444 295,409 874,853 295,745 875,190
    579,446 295,406 874,853 295,746 875,189
    579,447 295,409 874,855 295,744 875,189
    579,444 295,409 874,854 295,746 875,190

    Mittelwert
    Tal

    Mittelwert
    1. Spiegel
    auf der Brücke
    Mittelwert
    2. Spiegel
    auf der Brücke
    Mittelwert
    1. Spiegel
    auf der Brücke
    Mittelwert
    2. Spiegel
    auf der Brücke
    579,446 295,408 874,854 295,746 875,190
    Differenz zwischen erstem und zweitem Spiegel 579,446 579,444
    Differenz zwischen Talstrecke und Brückenstrecke 0 mm 2 mm
    (zugunsten des Innenweltbildes)

     

    Ich bin zu dem Ergebnis gekommen, dass der Versuch
    mit Hilfe von Licht auf der Kochertalbrücke zu messen, zu Fehlinterpretationen führen kann.

    Da die Lichtgeschwindigkeit als Grundlage genommen wird, kann es zu einer Fehlinterpretation kommen,
    da man von einer konstanten Lichtgeschwindigkeit ausgeht.
    Da man aber nicht weiß, ob sie konstant oder nicht konstant ist, hat man im Grunde genommen keine Messgrundlage.
    Im Innenweltbild ist die Lichtgeschwindigkeit abhängig von der Höhe.
    Die gemessene Entfernung im Tal und auf der Kochertalbrücke kann daher
    bei konstanter und nicht konstanter Lichtgeschwindigkeit sich unterscheiden. 

    Daher kommt eine Wiederholung des Versuches auf der Kochertalbrücke nicht mehr für mich in Frage.